Mit dem Rad im Zug

Mit dem Rad im Zug

Das Rad mit in den Zug zu nehmen ist eigentlich die ideale Fortbewegung, wenn man längere Strecken zurücklegen möchte.

Herausfordernd wird das Unterfangen dann, wenn man einen Schnellzug nehmen möchte, da diese entweder gar keine Fahrradstellplätze anbieten oder diese schon alle ausgebucht sind.

Da hilft dann oft nur eins, Fahrrad zerlegen und als Handgepäck mitnehmen. Allerdings schreiben die verschiedenen europäischen Bahngesellschaften unterschiedliche maximale Gepäckgrößen vor. Hier eine kleine Länder-Auswahl:

Deutschland: Die DB definiert keine maximale Gepäckgröße, empfiehlt aber eine Größe von 70 x 30 x 50 cm. Ist das Gepäckstück größer, so ist man dem Wohlwollen des Zugpersonals ausgeliefert.

Frankreich: Zerlegtes Fahrrad in einer Hülle mit maximal 90 x 130 x 50 cm

Italien: Maximal 210 cm aus Höhe x Breite x Länge

Spanien: Maximal 85 x 55 x 35 cm

 Welche Möglichkeiten gibt es nun?

1. TranZ Bag

Bei der Schweizer TranZ Bag wird nur das Vorderrad ausgebaut und das Restfahrrad dann eingehüllt, der Sattel ragt noch heraus, sofern man ihn nicht auch ausbaut.

Das Einpacken ist denkbar einfach, aber nur in der Schweiz kann man damit problemlos im Zug reisen.

In allen anderen Ländern wird das maximale Packmaß deutlich überschritten und man ist zumindest bei der Deutschen Bundesbahn dem Zugpersonal ausgeliefert.

Auch im TGV sind Probleme mit dem Personal nicht selten und man muss immer damit rechnen, nicht in den Zug gelassen zu werden bzw. den Zug verlassen zu müssen.

 

2. Ringko ohne Gabelausbau

Das kleinste Packmaß bietet die in Japan entwickelte Rinko-Methode.

Zunächst schraubt man die Pedale ab. Man baut Vorder- und Hinterrad aus. Stellt das Rad auf die Hinterkante des Sattels und die hinteren Ausfallenden. Damit das Schaltwerk geschützt bleibt, gibt es von der Firma Ostrich einen speziellen Rinko-Ständer für Steck- oder Spannachsen, den man aber auch selbst bauen kann.

Die Laufräder bringt man dann mit Spanngurten am Rahmen an.

Wer sich scheut, lässt Gabel und Lenker im Rahmen.

Auch bei den vollintegrierten Lenkervorbauten ist das die einzige Möglichkeit.

Das Packmaß ist zwar kleiner als beim TranZ-Bag, je nach Rahmengröße passt es auch in den TGV. Bei allen anderen Unternehmen wird es schwierig.

 

3. Rinko mit Gabelausbau

Sofern das Rad keine innen verlegten Züge hat, ist ein Ausbau von Gabel und Lenker kein Problem. Auch der Zusammenbau geht schnell und einfach, das Lagerspiel ist Dank des Ahead-Vorbaus einfach einzustellen.

Das Zerlegen ist identisch mit der oben beschriebenen Rinko-Methode. Zusätzlich baut man Gabel und Lenker aus und verzurrt beides am Rahmen. Spacer und eventuell die Lager verstaut man in einer Tasche oder schiebt sie auf die Gabel.

Bei meinem Rahmen komme ich auf ein Packmaß von 85 x 70 x 30, damit passt das in jeden Zug und auch ins ICE Gepäckregal.

4. Rinko-Roller

Mit der klassischen Rinko-Methode kommt man in jeden Zug. Der einzige und oftmals schwerwiegende Nachteil ist, dass das Rad oft über längere Strecken getragen werden muss, das Schaltwerk nicht richtig gut geschützt und das Verzurren Übungssache ist.

Im Fahrrad Podcast Antritt über die Bespoked 2025 bin ich dann auf den Rinko-Roller von Eichkatz.bikes gestoßen.

Zentrales Bauteil des Rinko-Rollers ist eine Achse, auf die man Vorder- und Hinterrad steckt.

 

Zunächst bringt man an beiden Kettenstreben mit Klettbändern die Achshalterung an und schiebt dann Vorder- und Hinterrad links bzw. rechts auf die Achse und zwar so, dass das Schaltwerk von den Laufrädern geschützt wird.

Das Ganze steht dann wie bei der klassischen Rinko-Methode auf der Hinterkante des Sattels aber nun auf den beiden, beweglichen Laufrädern.

Nun wird noch die Gabel und der Lenker demontiert und mit speziellen Befestigungen bzw. Rahmenschonern am Rahmen befestigt.

 

Der Steuersatz wird mit Schutzhüllen eingepackt, die gleichzeitig als Zugseil dient.

Das Packmaß ist bei meinem Rad ähnlich wie bei der Rinko-Methode nur die Breite liegt bei ca. 40 cm.

 

Gabel raus?

Mit etwas Übung und Selbstvertrauen geht der Aus- und Einbau der Gabel leicht und schnell von der Hand.

Inklusive Gabelausbau benötige ich für die Rinko-Methode oder dem Rinko-Roller nicht mehr als jeweils 15 Minuten für das Zerlegen und den Zusammenbau.

Sofern das Rad einen Ahead-Vorbau hat und die Züge nicht vollintegriert im Lenker und Vorbau verlegt sind ist der Ausbau der Gabel einfach.

Am besten übt man das zu Hause und kann dabei gleichzeitig den Steuersatz neu fetten.

Das Zusammenbauen ist ebenso einfach, das Lagerspiel einzustellen geht schnell von der Hand: Dazu gibt es zahlreiche Anleitungen im Internet oder auf YouTube.

 

Vergleich der Methoden

Nach schlechten Erfahrungen mit der TranZ-Bag bin ich auf die Rinko-Methode mit Gabelausbau umgestiegen. Der größte Nachteil der Rinko-Methode ist für mich, dass das Rad ja auch von A nach B transportiert werden muss. Man hat ja auch noch andere Gepäckstücke dabei.

Auch wenn nicht ganz preiswert ist der Rinko-Roller ideal:

- Kleines Packmaß

- Leicht zu verpacken

- Schaltwerk geschützt

- Leicht zu transportieren

 

Zum Rinko-Roller habe ich mir eine passende Hülle aus dünnem Futterstoff genäht. Erst am bzw. im Zug hülle ich mein Fahrrad damit ein. Angeblich gilt das Fahrrad zwar mit dem Rinko Roller als zusammengelegtes Klapprad und muss nicht eingehüllt werden. Ich bin da lieber auf der sicheren Seite und umgehe so unnötige Diskussionen mit dem Zugpersonal.

Zu den beiden klassischen Rinko-Methoden gibt es auch leichte und kleine Taschen von Ostrich. Günstiger und relativ einfach kann man aber auch eine Hülle selber nähen.

So bewerte ich die unterschiedlichen Methoden:

Eine gute Beschreibung der Rinko-Methode findet man in der Fahrradzukunft, Ausgabe 34

Informationen zum Rinko-Roller findet ihr in der Fahrradzukunft, Ausgabe 42 oder direkt bei Eichkatz.bikes.

 

 

 

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